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Februar 7th, 2023 at 10:05

Diese eine Entscheidung lässt dich zu einer guten oder schlechten Führungskraft werden!

Meine Seminare und Entwicklungsprogramme für (junge) Führungskräfte beginne ich mit der Frage „Was brauchst DU, um eine gute Führungskraft zu werden / zu sein?“ Die Aufzählungen sind bunt und vielseitig: Charisma, Methoden, Fachwissen, Empathie usw., selten werden klare Prioritäten genannt. Dabei sind Prioritäten entscheidend für die Führungsqualität.

Gute Führung ist wie eine gute Gesundheit

Da ich selbst viel Sport mache, vergleiche ich Führung gern mit Sport. In der Regel betreiben wir Sport, um den Körper gesund zu halten und weil es Spaß macht. Sport benötigt aber auch Zeit. Selbst wenn es neue Techniken gibt, die uns eine Abkürzung („20 Minuten pro Woche sind ausreichend“ etc.) versprechen, müssen wir Zeit investieren, um fit zu bleiben.

Langfristig ist sich die Wissenschaft daher einig: Wir müssen Zeit in Bewegung (die einfachste Form des Sports) investieren, um unseren Körper und Geist gesund zu halten. Gleiches gilt meiner Meinung nach auch für gute Führung. Sie benötigt Zeit!

Führung ist kein Selbstläufer

Wenn junge Führungskräfte von ihrer Beförderung sprechen, fällt mir immer wieder auf, dass dort der Aufwand für die neue (und zusätzliche Aufgabe) heruntergespielt wurde. Mit Bauchpinseleien wie z.B. „Sie haben doch eh schon ein gutes Standing im Team. Die Rolle der Teamleitung machen Sie mit links!“ wird der Aufwand der Führungstätigkeit geradezu scheinheilig verschwiegen.

Talent, guter Draht zum Team oder erste Führungserfahrungen hin oder her: Führung ist kein Selbstläufer. Zur Rolle einer Führungskraft gehören Aufgaben, die gewissenhaft erledigt werden müssen. Und gewissenhafte Arbeit benötigt Zeit. Ganz besonders dann, wenn man zum ersten Mal die Aufgabe übernimmt.

Teams können sehr unterschiedlich sein

Ein weiterer Faktor ist der Mensch. Nicht jedes Team lässt sich mit dem gleichen Aufwand führen, nur weil die Teamgröße vergleichbar ist. Die Bedürfnisse und Charakterzüge der Personen können sich stark voneinander unterscheiden. Außerdem gilt es immer, die individuelle Situation eines Teams in Betracht zu ziehen. Wer da mit Faustformeln à la „10 Personen lassen sich mit 10 Minuten pro Tag führen!“ kommt, wird in der Praxis schnell eine Bruchlandung hinlegen.

Gute Führung ist eine Frage von Prioritäten

Wenn Führungskräfte „gut“ führen wollen, bitte ich sie, im Seminar eine Liste mit Aufgaben in ihrem aktuellen Job zu erstellen und nach Wichtigkeit zu sortieren. Herauskommt in der Regel eine bunte Mischung aus: Kundengewinnung, Produkte neu gestalten, Projektarbeit, die Liquidität sichern etc. Jeweils davon abhängig, in welchem Bereich die Person arbeitet. In manchen Listen taucht die Aufgabe „Führen“ gar nicht auf, in manchen Listen steht sie auf den hinteren Plätzen.

Grundsätzlich ist das Ranking der Führung im Vergleich zu den anderen Aufgaben egal. Es zeigt nur ganz deutlich, welche Priorität (Wichtigkeit) man dieser Aufgabe zuschreibt. Davon hängt allerdings auch meine Bereitschaft ab, Zeit und Energie in diese Aufgabe zu investieren.

Sind mir andere Aufgaben wichtiger, investiere ich dort auch mehr Zeit. Ist die Zeit knapp, bin ich auch eher bereit, Entscheidungen für höher priorisierte Tätigkeiten zu treffen. Beispielsweise zum Projektmeeting zu gehen, statt einer Person im Team ein Feedback zu geben.
Die Entscheidung über die Verwendung deiner Zeit macht dich zu einer guten oder schlechten Führungskraft

Als Management-Trainer wünsche ich mir natürlich eine Welt mit guten Führungskräften. Allerdings war ich selbst lange genug Führungskraft, um zu wissen, dass es nicht nur gut oder schlecht gibt. Das Umfeld meines Teams, die Teamdynamik und die individuellen Bedürfnisse der Teammitglieder waren für mich die Indikatoren zu der Frage: Welche Priorität muss ich aktuell für „Führung“ wählen. Gut eingespielte Teams, die im Unternehmen etabliert sind, lassen eine etwas niedrigere Priorität zu. Teams, die neu zusammengestellt wurden und in der Organisation noch nicht etabliert sind, machen eine Priorität von 1 bis 2 notwendig.

Wer Prioritäten setzt, muss auch verzichten können

Gesundheit = gute Ernährung, Bewegung und Pausen. So einfach und verständlich diese Formel für die Gesundheit ist, so anstrengend ist es, die entsprechenden Prioritäten zu treffen. Gute Ernährung ist in der Praxis der Verzicht auf viermal pro Woche Pizza und Burger. Bewegung ist in der Praxis der Verzicht auf sechsmal pro Woche gemütlich auf dem Sofa zu liegen. Gleiches gilt für die Priorität einer (angemessen) guten Führung. Regelmäßige Feedbacks für das Team funktionieren nur mit dem Verzicht auf wöchentliche Projektarbeit.

Quelle

 

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